Lara oder Der Kreislauf des Lebens by David Bueno Salvador Macip Eduard Martorell

Lara oder Der Kreislauf des Lebens by David Bueno Salvador Macip Eduard Martorell

Autor:David Bueno Salvador Macip Eduard Martorell
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Hanser Verlag Muenchen
veröffentlicht: 2017-02-01T16:00:00+00:00


II

Bevor Carmen etwas sagen kann, verscheucht Lara schnell das beklemmende Gefühl und knüpft an ihr Gespräch an.

»Dann ist die Antwort auf die Frage, was Leben eigentlich ist, ja viel simpler, als du es mir weismachen wolltest. Leben ist einfach nur gleichzusetzen mit den Genen – fertig. Im Genom liegt die ganze Information, aus der hervorgeht, wie ein Organismus funktioniert. Ohne Gene würden wir uns kaum unterscheiden von … von einem Stein.«

»Alles auf die Gene zu reduzieren ist vielleicht doch ein bisschen zu radikal. Stimmt schon, ohne Gene gäbe es kein Leben, zumindest nicht in der Form, wie wir es kennen. Deshalb kopiert ja auch jede Zelle, die sich reproduzieren muss, als Allererstes ihr gesamtes Genmaterial – damit auch jede Tochterzelle eine vollständige Kopie des Materials mitbekommt. Dabei funktionieren Menschen-, Bakterien- oder Pflanzengene auf genau dieselbe Art und Weise. Sie sind das eigentliche ›Programm‹ des Lebens, daran besteht kein Zweifel.«

»Aber wenn du sagst, dass Gene eine Kopie ihrer selbst anfertigen, fast als würden sie sich reproduzieren – spricht das dann nicht doch für meine Theorie? Könnte das nicht bedeuten, dass Gene doch leben?«

»Nein, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Ein isoliertes Gen kann rein gar nichts anstellen, nicht mal eine Kopie von sich kann es anfertigen. Gene funktionieren nur, wenn sie zusammenwirken, wenn jedes einzelne seiner Funktion nachkommt. Zum Beispiel gibt es Gene, die an der Kopie des gesamten Genoms mitwirken – aber keines von ihnen käme besonders weit ohne den Beitrag anderer Gene, die die Zellen am Leben erhalten, die dafür sorgen, dass sie die Nährstoffe aus ihrer Umgebung aufnehmen oder mit den Nachbarzellen kommunizieren können. Das Leben muss von vielen zusammen gemeistert werden, Leben ist Teamwork, und zwar sowohl auf Ökosystemebene als auch im Zellinneren, das hatten wir ja vorhin schon. Von Strukturen, die kleiner sind als eine Zelle, kann man nicht mehr sagen, dass sie ›leben‹.«

»Klingt logisch, was du sagst. Und wenn schon Gene nicht leben, dann nehme ich mal an, dass Proteine auch nicht als lebendig angesehen werden können – obwohl kein Lebewesen ohne sie existieren könnte.«

»Stimmt.«

»Eine Sache verstehe ich aber immer noch nicht«, sagt Lara, während sie sich erneut aufrichtet. Sie ist überzeugt, Carmen in eine Falle tappen zu lassen. »Mein Lehrer hat gesagt, dass manche Krankheiten von ›ansteckenden Proteinen‹ verursacht werden. Er hat uns von der Epidemie erzählt, die Ende der Neunzigerjahre in Europa grassierte, dem Rinderwahnsinn, der sich über Proteine übertragen hat. Vorhin haben wir doch gesagt, dass Infektionen normalerweise von Bakterien oder Viren ausgelöst werden. Viren sind nicht wirklich lebendig, okay … Aber was ist mit diesen Proteinen? Erfüllen sie nicht die Mindestanforderungen für Leben?«

Carmen nickt lächelnd, als würde sie anerkennen, dass Lara ein ziemlich gutes Argument aufgefahren hat. Lara fühlt sich bestärkt und kann die Antwort kaum erwarten.

»Bis sich eine Erklärung dafür gefunden hatte, woher die verantwortlichen Proteine kommen, wie sie wirken und warum sie als Krankheitserreger fungieren, hat genau dieses Thema Wissenschaftlern und Medizinern über lange Zeit ziemliches Kopfzerbrechen bereitet. Bis vor ein paar Jahren dachte man auch noch, dass



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